Universitäts- und Landesbibliothek

Standort: Stadtmitte, Gebäude S1|20

31.10.2012

Der Neubau der Universitäts- und Landesbibliothek (ULB) stellt einen „Meilenstein der Weiterentwicklung des Hochschulstandorts Darmstadt“ dar. Da sind sich Wissenschaftsministerin Eva Kühne-Hörmann und Finanzminister Dr. Thomas Schäfer einig. Architektonisch gelungen steht er zudem für die bauliche Realisierung eines Paradigmenwechsels in der Bibliothekskonzeption.

Als Eingangsbereich zum Audimax und dem Verwaltungshochhaus, sowie als Erschließung vom städtischen Karolinenplatz zum inneruniversitären Campuszentrum verkörpert das karo 5 die Öffnung der Universität nach außen und stellt zugleich die räumliche Verbindung wesentlicher Teile der Universität her. In der Umgebung denkmalgeschützter Solitärbauten besitzt es einen eigenständigen Charakter. Mit dem asymmetrisch auskragenden Dach und seiner filigranen Glasfassade stellt es den städtebaulichen Bezug zur Umgebung her und arrondiert den Karolinenplatz mit dem unmittelbar angrenzenden Kongresshotel räumlich. Neben einer Servicestelle, Informationstheken und einer Empfangszone für Studierende, Gäste und TU-Angehörige beherbergt es auch ein Café, sowie verschiedene Aufenthaltsbereiche.

Baubeschreibung und Nutzung

Mit ihren 444 Jahren im Darmstädter Schloss blickt die Universitäts- und Landesbibliothek (ULB) seit ihrer Gründung im Glockenbau auf eine lange Tradition im Darmstädter Schloss zurück. Bis zuletzt war die Sammlung zu einer der wichtigsten Bibliotheken der Region herangewachsen und verteilte sich neben dem Standort im Schloss auf 70 weitere dezentrale Bibliotheken. Mit dem Umzug und der Neugestaltung von einer Magazinbibliothek hin zu einer Freihandbibliothek finden nicht nur etwa 2,1 Mio. Bücher und etwa 3 Mio. Medien in dem Neubau ihren Platz, es werden zwischen den Regalen des Freihandbereichs auch zahlreiche unterschiedliche Arbeitsplatzangebote geschaffen.

Neue Mitte für den Campus

Im Realisierungswettbewerb mit internationaler Beteiligung überzeugte das von den Nürnberger Büros Bär, Stadelmann, Stöcker Architekten BDA vorgelegte Konzept sowohl funktional als auch durch seine städtebauliche Einbindung. Der Neubau fügt sich mit seiner hellen, gleichmäßig gerasterten Klinkerfassade in das sehr heterogene Umfeld mit zum Teil denkmalgeschützten Gebäuden ein. Aus der Vogelperspektive gleicht die Grundform des Baukörpers einem kleinen „b“, das auf der Magdalenenstraße zu stehen scheint. Während sich die Schmalseite hier zurückhaltend zwischen die Bestandsbauten eingliedert, zieht sich der Baukörper großflächig und weit in den Campus hinein. An der nun entstehenden Campusmitte bildet er zwischen dem tiefer gelegenen Lesehof am Alten Hauptgebäude und der Platzsituation vor der höher gelegenen Mensa mit seinem „ausgezogenen Magazin“ einen geschickten Übergang mit gleichzeitiger Ausbildung einer klaren Platzkante. Der auffällige Gebäudeteil schwebt aufgeständert über einer großzügigen Treppenanlage, die beide Plätze verbindet. Hier befindet sich auch der Haupteingang der Bibliothek, deren zweigeschossiges Foyer sowohl den zentralen Eingangsbereich mit Zugangskontrolle, als auch das darunter befindliche Geschoss mit Café, Ausstellungsbereich und Vortragssaal erschließt.

Lichtes Atrium verbindet Erschließungs- und Lernräume

Das vollverglaste Atrium im Innern des Gebäudes bildet die Mitte der Bibliothek und versorgt diese mit diffusem Tageslicht. Über eine darin frei eingestellte Treppe werden die umlaufenden Galerien der vier Obergeschosse mit den Freihandbereichen und einzelnen Lesesälen erschlossen. Alle flankierenden Brüstungsflächen sind mit fein ausgearbeiteten Eichenholzfurnierflächen versehen und setzen sich optisch kontrastreich von den in Sichtbeton und -mauerwerk gehaltenen Bibliotheksräumen ab. Entlang der Brüstungen und an der Südfassade finden sich unterschiedlich gestaltete Arbeitsbereiche, die aus der Bibliothek einen vielfältigen Lernort machen. Für besonders wertvolle und empfindliche Medien, die nicht für den Freihandbereich geeignet sind, finden sich in den zwei Untergeschossen neben Tiefgarage und Technikflächen klimatisierte Buchmagazine. Für den Brandfall wird in Teilen der Buchmagazine mit Argon-Löschanlagen eventuellen Schäden durch Löschwasser vorgebeugt.

Effiziente Grundversorgung

Zum Energie- und Nachhaltigkeitskonzept des Hauses gehört ein Erdwärmekanal, über den vortemperierte Luft angesaugt und dem Gebäude zugeführt wird. Durch diese Maßnahme kann der Energiebedarf zum Heizen im Winter und zum Kühlen im Sommer insgesamt um rund 15 Prozent gesenkt werden. Darüber hinaus kommt über eine Betonkernaktivierung der Geschossdecken zur Grundbeheizung und -kühlung eine effiziente Technologie zum Einsatz, die gleichzeitig eine hohe Behaglichkeit für die Nutzer ermöglicht. Die Wärmeversorgung des Gebäudes erfolgt mittels Fernwärme durch das Heizkraftwerk der TU Darmstadt auf der Lichtwiese, das mittels Kraft-Wärme-Kopplung auch rund zwei Drittel des von der TU insgesamt benötigten Stroms selbst produziert.

Zahlen und Fakten

Bauherrin:
Technische Universität Darmstadt
Dezernat V – Baumanagement und Technischer Betrieb

Zuständigkeit: Referat V C

Planung: Bär, Stadelmann, Stöcker Architekten BDA, Nürnberg

Baukosten: 73,8 Mio. €

Bauzeit: 01/2009 – 10/2012

Nutzfläche: 20.000 m²

Weiterführende Links

Zum Gebäude im virtuellen 3D-Campus-Navi:
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