Erweiterungsbau Energiezentrale

Standort: Lichtwiese, Gebäude L1|69

23.10.2018

Nach dem Neubau eines energieeffizienteren Blockheizkraftwerks (BHKW) auf der Lichtwiese um die Jahrtausendwende und dem damit verbundenen Auszug aus dem historischen Maschinenhaus von 1904 und dem Kesselhaus in der Darmstädter Innenstadt, wurde nun das Heizkraftwerk um einen zweiten Bau ergänzt und technisch erweitert. Zusammen mit weiteren Maßnahmen zeigt sich die Energieversorgung der TU jetzt beachtlich effizienter, smarter und nachhaltiger.

Der Erweiterungsbau schließt nicht nur räumlich die Lücke zwischen der ETA-Fabrik und dem seit 2001 zum Heizkraftwerk umgebauten Gebäude auf der Lichtwiese. Auch im Energiekonzept der TU kommt der neuen Anlage durch die Vernetzung verschiedener Energiesektoren eine besondere Bedeutung zu: Neben einem neuen BHKW wurde eine Absorptionskältemaschine installiert, die über einen ebenfalls neu geschaffenen drei Kilometer langen Kältering auf der Lichtwiese verschiedene Einrichtungen mit Kälte durch die Umwandlung der Abwärme der BHKWs versorgt. Hierzu gehören bereits neun Gebäude, etwa der Lichtenberg Hochleistungsrechner (HLR) oder der Fachbereich Chemie.

Baubeschreibung und Nutzung

Der kubusförmige Neubau, der im Rahmen des Contractings durch die ENTEGA STEAG Wärme GmbH errichtet wurde, präsentiert sich mit einer schlichten, in Grau gehaltenen Fertigteilfassade aus Beton, die stellenweise von raumhohen, ebenfalls grauen Öffnungselementen unterbrochen wird. Aufgelockert wird die zurückhaltende Optik durch das mit blauer Farbe aufgetragene „Wortfeld“ des Künstlers Matthias Berthold, der zuvor den TU-Wettbewerb zur Gestaltung der Fassade gewonnen hatte. Mangels Substantiven und anderen sinngebenden Wortklassen verweisen die scheinbar wahllos arrangierten Begriffe den Betrachter auf eine abstrakte Bedeutung, die sich dem Künstler nach der nüchternen Sachlichkeit von Lehre und Architektur an der TU entzieht. Eine Attika mit vertikal angeordneten Lamellen, die sich einmal um das Gebäude fächert, filtert den Blick auf die Dachaufbauten und korrespondieren mit der Einfriedung des bereits bestehenden Kraftwerks. Für ausreichend Tageslicht im Inneren der Anlage sorgt eine im Erdgeschoss der nördlichen Fassade angebrachte großzügige Verglasung. Überragt wird der Neubau von einem schlanken Kamin aus Stahl, der mit zwei Kältespeichern an der Rückseite des Gebäudes angeordnet wurde.

Modernisierung und Erweiterung des Fernwärmenetzes

Im Zuge der Baumaßnahmen wurden zwei der drei veralteten BHKWs ausgetauscht sowie das dritte Bestandsaggregat modernisiert. Damit wird bereits eine Effizienzsteigerung von 40 auf 45 Prozent ermöglicht. Um den Einsatz fossiler Energieträger weiter zu reduzieren, wurde das Fernwärmenetz der TU an das Fernwärmenetz Darmstadt Nord angeschlossen. Über diesen Anschluss deckt die TU etwa die Hälfte ihres jährlichen Spitzenlastbedarfs mit der Abwärme aus dem Müllheizkraftwerk und reduziert somit die Kesselleistung aus der Energiezentrale auf ein Minimum. Über die Fernwärmeversorgung der TU Darmstadt werden neben den eigenen Gebäuden auch weitere hessische Liegenschaften wie z.B. die Justizgebäude, das Finanzamt, das Jugendstilbad oder das Landesmuseum versorgt.

Nachhaltige Energieversorgung

Zukunftsweisende Energiekonzepte, die ganze Stadtteile in ihrer Energienutzung miteinander verbinden, lassen sich hinter der schlichten Fassade der neuen Energiezentrale nur abstrakt vermuten, werden aber insbesondere auch im Bundesforschungsprojekt EnEff:Campus Lichtwiese erforscht, das eine intelligente und energieeffiziente Optimierung der Energieströme auf Quartiersebene – in diesem Fall der Lichtwiese – zum Ziel hat.

Zahlen und Fakten

Bauherrin:
Technische Universität Darmstadt
Dezernat V – Baumanagement und Technischer Betrieb

Zuständigkeit: Referat V F

Planung: ENTEGA STEAG Wärme GmbH

Investitionskosten:
rd. 17 Mio. € (Neubau Gebäude und Anlagen, Kältenetz sowie Modernisierung der bestehenden Anlage und Fernwärmeanschluss)

Bauzeit: 05/2017 – 10/2018 (Erweiterungsbau Energiezentrale)

Einweihung: 23. Oktober 2018

Nutzfläche: rd. 540 m²

Weiterführende Links

Pressemitteilungen zur neuen Energiezentrale:
17 Millionen Euro für klimafreundliche Energieversorgung
Wärme und Kälte (Grundsteinlegung, Meldung vom 12.05.2017)
Ökologisch und wirtschaftlich vorbildlich (neues Contracting, Meldung vom 25.02.2016)