ETA-Fabrik

Standort: Lichtwiese, Gebäude L1|11

02.03.2016

Im Neubau der ETA-Fabrik an der Lichtwiese werden Forschung und Lehre auf ein neues Niveau gehoben: Gebäude und Produktionsanlage sind intelligent miteinander vernetzt und bilden damit die Grundlage für den zukünftigen Industriestandard 4.0 – smart, hoch energieeffizient, nachhaltig flexibel.

Ergebnis ist ein Energieeffizienz-, Technologie- und Anwendungszentrum, das den Energieeinsatz in der Industrie unter realen Produktionsbedingungen und über lange Zeiträume hinweg erforscht, mit dem Ziel diese energetisch und ressourcenorientiert zu optimieren. Federführend werden die verschiedenen Projekte von einer interdisziplinären Forschungsgruppe des Instituts für Produktionsmanagement, Technologien und Werkzeugmaschinen (PTW) zusammen mit Partnern der Industrie umgesetzt. Die Produktionshalle selbst entstand in Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl „Entwerfen und Baugestaltung“ des Fachbereichs Architektur.

Baubeschreibung und Nutzung

Das quaderförmige Gebäude ist modular aus vorgefertigten Bauelementen errichtet, die vor Ort skelettartig aneinander gereiht montiert wurden. Die gesamte Hülle ist selbsttragend ausgeführt. Die Stirnseiten sind fast vollflächig durch Glasfassaden in Holzbauweise geschlossen, während in den Modulen der Seitenwände einige kleine Öffnungen im oberen Bereich der Halle zur Belichtung angeordnet sind. Im größeren, südlichen Gebäudeteil findet sich die Fabrikhalle, die eine typische Produktionskette der metallverarbeitenden Industrie aufnimmt. Im nördlichen Teil liegt der unterkellerte Verwaltungstrakt, mit einem Seminarraum im Erdgeschoss. Die Glasfassaden mit Zweifach-Sonnenschutzisolierverglasung an den Stirnseiten sorgen für eine ausreichende Versorgung mit Tageslicht im Inneren und verhindern ein zu starkes Aufheizen des Gebäudes. Zusätzlich reflektieren steuerbare Lichtlenklamellen in den Scheibenzwischenräumen der Südfassade das einfallende Licht an die Hallendecke, so dass ein blendfreies Arbeiten bei gleichmäßiger Ausleuchtung der Halle möglich ist. Eine Besonderheit in der sonst einfach und effizient gehaltenen Gebäudeoberfläche bilden die dreidimensional nach außen kragenden Glaselemente im unteren Teil der südlichen Glasfassade.

Eine energetische Einheit

Statt Gebäude, Maschinen und Versorgungstechnik isoliert zu betrachten, wurden diese gezielt vernetzt und tragen über eine individuelle Steuerung der Energieströme zu einer höheren Gesamtenergieeffizienz bei. So macht Energierückgewinnungstechnik die Abwärme von Maschinen für andere Geräte in der Produktionskette nutzbar oder wahlweise für die Beheizung der Halle selbst. Dafür sind die Dach- und Fassadenmodule im Innenbereich mit Kapillarrohrmatten versehen, durch die das entsprechend temperierte Wasser geführt werden kann. An der Außenseite der Fassade sind ebenfalls solche Matten in den ultrahochfesten und mikrobewehrten Beton integriert, um Energie im Außenbereich für den Betrieb verfügbar zu machen. Die Beton-Paneele sind hinterlüftet, und mit einer 30 cm dicken Schaumbetonplatte versehen, auf das im Innenbereich die zweite Lage Kapillarromatten aufgebracht ist. Die Beton-Paneele in Sandwichbauweise wurden eigens für den Forschungsbau entwickelt und gesondert zugelassen. Bei der Entwicklung des Gebäudes wurde auch der gesamte Lebenszyklus des Baus betrachtet. So kann die ETA-Fabrik nahezu vollständig recycelt werden, da hautpsächlich mineralische Baustoffe, Holz, Glas und Metall sowie verschiedene Kunststoffe für ihre Konstruktion verwendet wurden.

Nachtrag d. Red.: Forschung nach neuen energetischen Standards geht weiter

Zum Abschluss des zweijährigen Forschungsprojekts „ETA-Fabrik“ in 2018 wurde deutlich: Eine nach ETA-Kriterien aufgebaute Fabrik kann das ursprünglich prognostizierte Einsparungspotential von 15-20 % deutlich überschreiten. In den Langezeitversuchen konnten 40 % Energie gegenüber einer konventionellen Produktionsstätte eingespart werden. Zukünftig werden weitere Forschungsprojekte rund um Energieeffizienz und -flexibilität in der ETA-Fabrik durchgeführt, um weitere Möglichkeiten in der energetischen Vernetzung, Steuerung und Optimierung von Produktionsprozessen zu entwickeln.

Zahlen und Fakten

Bauherrin:
Technische Universität Darmstadt
Dezernat V – Baumanagement und Technischer Betrieb

Zuständigkeit: Referat V B

Planung:
Entwurf: TU Darmstadt, Lehrstuhl Entwerfen und Baugestaltung, Prof. Eisele
Werkplanung und Bauleitung: Dietz Joppien Architekten, Frankfurt am Main

Baukosten: 5,5 Mio. €

Bauzeit: 08/2014 – 08/2015

Einweihung: 02. März 2016

Nutzfläche: 960 m²

Weiterführende Links

Pressemitteilungen zur ETA-Fabrik:
Brandsicher und Nachhaltig (Forschung mit Dämmmaterial, Meldung vom 28.08.2017)
Mustergültige Vernetzung der Disziplinen (Prämierung als „Ausgezeichneter Ort“, Meldung vom 27.06.2017)
Energieeffizienz im großen Maßstab begreifen (Eröffnung, Meldung vom 02.03.2016)
Grundstein für die energieeffiziente Modellfabrik (Grundsteinlegung, Meldung vom 12.08.2014)
Fit für die Industrie 4.0 (Fördergeld für Modellfabrik, Meldung vom 11.06.2014)

Zum Webauftritt der ETA-Fabrik:
ETA-Fabrik