Nachhaltigkeit in Laboren: Abzüge

„Shut the sash!“ – ein Handgriff für Veränderung

28.03.2023

Auch wenn die Labore nur einen verhältnismäßig kleinen Anteil der Flächen der TU ausmachen, sind diese trotzdem unter den größten Energieverbrauchern der Universität. Aber es gibt großes Energiesparpotential!

Besonders die Notwendigkeit einer guten Abluft bei gleichzeitig konstanten Laborbedingungen ist die Ursache für einen enormen Strom- und Wärmebedarf. Das liegt daran, dass nicht nur die Zu- und Abluftventilatoren permanent arbeiten, sondern zudem auch die Zuluft vorgeheizt wird. Ein einzelner Abzug verbraucht dabei bis zu 3,5-mal so viel Energie wie ein durchschnittliches Einfamilienhaus. [1,2]

Aber es gibt einen Lichtblick: Neben einer optimierten Steuerung der technischen Anlagen durch das Energiemanagement der TU haben Nutzer*innen mit der individuellen Handhabung der Abzüge das Potenzial zu großen Einsparungen. Dies gilt sowohl für Forschende in ihren Laboren, als auch für Studierende in den Praktika. Arbeitssicherheit und Energieeinsparung gehen dabei Hand in Hand!

Je weiter die Frontschieber der Abzüge – im Englischen „sash“ – von modernen Abzügen geöffnet sind, desto mehr Luft wird durch den Abzug gesaugt. So kann der Volumenstrom um die Hälfte verringert werden, wenn der Frontschieber von der maximalen Arbeitshöhe auf den geschlossenen Zustand heruntergezogen wird. [3]

Das konsequente Schließen der Front- und Seitenschieber bei Nichtbenutzung der Abzüge führt somit zu signifikanten Energieeinsparungen. Dies schlägt sich natürlich auch in den Betriebskosten nieder. Eine Fallstudie zweier Universitäten aus Kalifornien konnte im Zeitraum von 2009 bis 2011 Einsparungen von 1300 US-Dollar je Abzug pro Jahr durch angepasstes Nutzungsverhalten erzielen. [4] Eine weitere Fallstudie aus Harvard (wird in neuem Tab geöffnet) zeigt, dass dieses Potenzial unter anderem durch Aufmerksamkeitskampagnen unterstützt werden kann. [5]

Carlo Walz,
Doktorand in der Chemischen Biologie

Meiner Meinung nach ist es nirgends so einfach und gleichzeitig wichtig, Energie zu sparen wie im Labor. Abzüge zu, die Geräte ausschalten, wenn man sie nicht braucht und auf Mülltrennung achten – wenig Aufwand aber große Wirkung, wenn jeder mitmacht.

Bild: privat

Hands-on

An Abzügen gibt es vier wesentliche Punkte zu beachten, welche die optimale Handhabung in Bezug auf Arbeitssicherheit und Energieeffizienz kennzeichnen:

Wann immer nicht mit den Händen im Abzug gearbeitet wird, sollte die Frontscheibe geschlossen sein. Das manuelle Schließen des Abzugs auch bei kurzer Abwesenheit vom Abzug verkürzt die Zeit, bis eine etwaige Schließautomatik den Abzug automatisch schließt. Zudem gilt es insbesondere darauf zu achten, dass seitlich verschiebbare Abzugscheiben vollständig (!) geschlossen gehalten werden, da diese sich auch bei modernen Abzügen nicht automatisch schließen und kein Alarmsignal geben.

Die Arbeitshöhe des Frontschiebers sollte nur so hoch wie nötig eingestellt werden, um sicheres Arbeiten zu gewährleisten. Moderne Abzüge haben dazu einen integrierten Stopper, der ein weiteres Öffnen nur durch Eingreifen des Nutzers erlaubt. Die Höhe dieses Stoppers stellt die korrekte maximale Arbeitshöhe des Frontschiebers dar und darf während des Arbeitens mit Gefahrstoffen im Abzug nicht überschritten werden. Ältere Abzüge haben diesen Stopper oft nicht, hier sollte der Frontschieber zum Arbeiten im Abzug max. 50 cm betragen (DIN EN 14175). Neben dem geringeren Verbrauch an Lüftungsenergie und an aufbereiteter Raumluft dient dies vor allem auch der eigenen Sicherheit.

Sofern kein expliziter Bedarf gegeben ist, sollte keine manuelle Erhöhung der Strömungsgeschwindigkeit (vmax) eingestellt sein. Zum Energiesparen lohnt es sich, regelmäßig zu prüfen, ob diese unbeabsichtigt aktiv ist. Abzüge, die im Normalbetrieb vor einem zu geringen Durchstrom warnen, sollten nicht dauerhaft auf vmax gestellt, sondern gemeldet werden.

Auf der Seite Störmeldung und Notruf geschieht dies über ein digitales Formular unter Angabe von Kälte / Lüftung
(Für den Login ist die TU-ID erforderlich).

Abzüge funktionieren am energieeffizientesten und sichersten, wenn der Luftfluss im Abzug nicht unnötig beeinträchtigt wird. Daher sollten Abzüge aufgeräumt sein und nicht zum Lagern von Chemikalien oder Laborausrüstung genutzt werden, wenn kein Versuchsaufbau dies erfordert.

Noch mehr Tipps

Weitere Infos zur Nachhaltigkeit in Laboren sind auch auf der Themensseite des Fachbereichs Chemie zu finden.

Mehr erfahren

Quellen

[1] Evan Mills, Dale Sartor (2005): Energy use and savings potential for laboratory fume hoods. In: Energy. Vol. 30, Issue 10: 1859-1864 https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0360544204004906

[2] Evan Mills, Dale Sartor (2006): Energy use and savings potential for laboratory fume hoods. https://energy.lbl.gov/publications/energy-use-and-savings-potential

[3] https://www.chemie.tu-darmstadt.de/fachbereich_chemie/organisation_chem/nachhaltigkeit_chem/nachhaltigkeit_chem.en.jsp

[4] Geoffrey C. Bell, Allen Doyle, Amorette Getty, Jesse Bickley (2012): Fume Hood Sash Stickers Increases Laboratory Safety and Efficiency at Minimal Cost: Success at two University of California Campuses. https://www.energy.gov/eere/femp/articles/fume-hood-sash-stickers-increases-laboratory-safety-and-efficiency-minimal-cost

[5] Quentin Gilly (2016): Validating cost and energy savings from Harvard’s Shut the Shash program. https://www.mygreenlab.org/uploads/2/1/9/4/21945752/fh_-_harvardfumehoodwhitepaper.pdf (wird in neuem Tab geöffnet)