Achtfacher Erfolg in zweiter Runde der LEAF-Zertifizierung

Langfristiges Veränderungspotential für Nachhaltige Labore

11.02.2025 von

Im Dezember 2024 wurden sieben Arbeitsgruppen und eine Einrichtung aus den Fachbereichen Chemie und Biologie an der TU Darmstadt mit „LEAF-Zertifikaten“ ausgezeichnet. Ein Erfolg, der sich sehen lassen kann und darüber hinaus viel Gutes mit sich bringt: Denn dass die Motivation, sich dauerhaft für einen ressourcenschonenden Laborbetrieb einzusetzen, mit der Durchführung des LEAF-Programms steigt, ist inzwischen in einer wissenschaftlichen Untersuchung von Bianca Schell und Prof. Dr. Nico Bruns dokumentiert.

Urkundenverleihung der LEAF-Zertifikate …

Potential zum Energiesparen nutzen

Forschung nachhaltiger gestalten – erreicht wurde dies durch die Einführung des Laboratory Efficiency Assessment Framework (LEAF)-Programms an der TU Darmstadt. LEAF bietet einen Nachhaltigkeits-Maßnahmenkatalog für naturwissenschaftliche Labore an. Beim Erfüllen gewisser Maßnahmen erhalten teilnehmende Labore Zertifikate über einen ressourcenschonenderen Laborbetrieb.

An der TU Darmstadt ist LEAF 2024 bereits in die zweite Runde gegangen und hat sieben Labore sowie eine Einrichtung am Fachbereich Chemie von Bronze bis Silber ausgezeichnet. Bereits 2023 fand die erste LEAF-Zertifzierungsrunde statt, in welcher vier Arbeitsgruppen aus den Fachbereichen Chemie und Biologie ausgezeichnet wurden.

Folgende Arbeitsgruppen konnten ihr Zertifizierungslevel teilweise verbessern:

Hausch-Lab

Rose-Group

Bruns Group – Sustainable Functional Polymers Research Group

Warzecha Lab – Plant Biotechnology & metabolic Engineering

Neu hinzugekommen sind folgende Arbeitsgruppen bzw. Einrichtungen:

Cardoso Lab – Zellbiologie & Epigenetik

Research group Materials and Resources – Prof. Dr. Anke Weidenkaff

Kramm Research Group

Chemikalienausgabe am Fachbereich Chemie

Umfrage zu den Programmen LEAF und My Green Lab

Wissenschaftlich ergänzt wurde die Zertifikatsvergabe durch die AG Bruns im Rahmen einer Veröffentlichung zur Effizienz der Labornachhaltigkeitsprogramme LEAF und des zweiten Marktführers My Green Lab: wie viel Einsparpotential bieten die Programme? Welches Programm ist „besser“ oder geeigneter für spezifische Hintergründe?

Dafür haben Bianca Schell und Prof. Nico Bruns, Lehrstuhl für Nachhaltige Funktionale Polymere eine deutschlandweite Umfrage an teilnehmenden Laboren durchgeführt und eine quantitative Analyse erstellt.

Bianca Schell,
TU Darmstadt, Lehrstuhl für Nachhaltige Funktionale Polymere

Programme wie LEAF oder My Green Lab erhöhen die Motivation der Mitarbeitenden, nachhaltig zu arbeiten! Vielleicht führt dies zu einer Positivspirale, mehr teilnehmenden Arbeitskreisen und insgesamt einer ressourceneffizienteren und nachhaltigen TU Darmstadt und Wissenschaft.

Bild: privat

Die Haupterkenntnisse

Forschungseinrichtungen haben das Bestreben, angesichts der Klimakrise klimaneutral zu werden und nachhaltiger zu arbeiten, wobei besonders naturwissenschaftliche Labore mit hohem Ressourcenverbrauch und CO2-Emissionen im Fokus stehen. Die Publikation von Bianca Schell und Prof. Dr. Nico Bruns (wird in neuem Tab geöffnet) vergleicht die beiden Programme My Green Lab® und LEAF, analysiert deren Auswirkungen auf Emissionseinsparungen und gibt Wissenschaftler:innen eine Entscheidungshilfe, um das passende Nachhaltigkeitsprogramm für ihr Labor auszuwählen. Auf Grundlage einer deutschlandweiten Umfrage unter Teilnehmenden beider Programme werden deren Motivation zur Nachhaltigkeit, die Vor- und Nachteile sowie mögliche Risiken wie Greenwashing diskutiert.

Die Publikation wurde ebenfalls hier veröffentlicht: WILEY – Analytical Science

Beide Programme adressieren die größten Einsparpotentiale in Laboren:

  • Energieeffizienz, vor allem die wichtigsten Punkte Lüftungsoptimierung, gefolgt von Geräteoptimierung und Beleuchtung und
  • Einkauf, da vor allem Consumables (Einwegmaterialien, Chemikalien, …) und Lab Equipment (Geräte …)

Beide Programme erhöhen signifikant die Motivation der Mitarbeitenden, nachhaltig im Labor zu arbeiten.

Beide Programme schneiden in der Umfrage gut bis sehr gut in den abgefragten Bereichen ab. Mitarbeitende gaben an, dass sie Dank der Programme eine starke Verbesserung der Nachhaltigkeit ihrer Labore feststellen konnten. Ebenfalls wertschätzten sie die Struktur der Programme und die zur Verfügung gestellten Ressourcen wie zum Beispiel relevante Publikationen, Videos, Poster, Sticker.

Bei der Passgenauigkeit für den Hintergrund und die deutschen Rahmenbedingungen gab es Unterschiede: Chemiker bewerteten LEAF tendenziell etwas besser als My Green Lab, für Biologen gab es keinen Unterschied zwischen den Programmen. Die Bewertung von LEAF zeigte signifikant, dass es besser an deutsche Rahmenbedingungen angepasst sei. Das liegt wahrscheinlich an der Möglichkeit, den Kriterien Notizen für lokale Gegebenheiten hinzuzufügen sowie am Ursprung der Programme: LEAF, aus Großbritannien kommend, ist auf europäische Standards ausgerichtet, während My Green Lab aus den USA einige wenige Maßnahmen vorschlägt, die durch EU-Regelungen bereits obsolet sind.

In Deutschland sind beide Programme derzeit freiwillig. Da jedoch Fördermittelgeber zunehmend Nachhaltigkeitszertifikate oder -kriterien für Labore fordern – wie bereits in Großbritannien der Fall – können Greenwashing-Versuche zunehmen. LEAF wirkt dem entgegen, indem Forschungsgruppen einer Institution sich gegenseitig auditieren und Angaben prüfen. My Green Lab prüft nur im Verdachtsfall, jedoch ohne systematische Kontrollen. Zudem fehlen dort feste Kriterien für die Zertifizierungslevel, während LEAF klare Anforderungen stellt. Dies bietet weniger Flexibilität, garantiert aber, dass wesentliche Maßnahmen wie die Optimierung der Lüftung für bestimmte Zertifizierungsniveaus umgesetzt werden.

Die Ergebnisse der wissenschaftlichen Untersuchung verdeutlichen, dass Programme für nachhaltige Labore nicht nur ökologisch sinnvoll, sondern auch motivierend und praktikabel sind. Dies könnte eine positive Dynamik auslösen: mit wachsender Beteiligung weiterer Arbeitskreise und einer stärkeren Verankerung von Ressourceneffizienz und Nachhaltigkeit setzen sie Maßstäbe für eine ressourceneffiziente Forschung an der TU Darmstadt und darüber hinaus.

Das Laboratory Efficiency Assessment Framework (LEAF) ist ein am University College London entwickeltes Assessment-Tool für nachhaltige Labore, das bereits in 2900 Arbeitsgruppen in 16 Ländern umgesetzt wird. Es bietet einen dreistufigen Bewertungsrahmen, durch den Arbeitskreise eine Bronze-, Silber- oder Gold-Akkreditierung erreichen können. LEAF ist mittlerweile zum international größten Green-Lab-Zertifizierungsprogramm geworden.

LEAF - Laboratory Efficiency Assessment Framework

Großer Energiebedarf

An der TU Darmstadt wird LEAF von der Initiative Nachhaltige Labore des Fachbereichs Chemie in Zusammenarbeit mit dem Büro für Nachhaltigkeit organisiert und im Rahmen des von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt geförderten Verbundforschungsprojekts „Nachhaltige Labore – Verringerung der Umweltauswirkungen und Verbesserung der Nachhaltigkeit in Laboren deutscher Hochschulen (NachLabs)“ seit 2022 umgesetzt. Zusätzlich haben aktuell weitere Arbeitsgruppen der Chemie und Materialwissenschaften damit begonnen, ihre Labore im Zuge des Zertifizierungsprozesses nachhaltiger zu gestalten.