Schafe auf der Lichtwiese
Ein neues „altes“ Pflegekonzept zur Stärkung der Biodiversität
2025/04/01
Das Besondere: In diesem Frühjahr sind 40 Schafe zu Gast an der TU Darmstadt! Um die Biodiversität zu fördern, wird im Rahmen eines Pilotprojekts ein neues Pflegekonzept für einige Flächen auf dem Campus Lichtwiese umgesetzt. Dies geschieht innerhalb einer Kooperation zwischen dem Dezernat IV für Immobilienmanagement und dem Büro für Nachhaltigkeit (Dezernat V, Baumanagement und Technischer Betrieb). Vom Fachbereich Biologie und dem Botanischen Garten wird das Vorhaben begleitet und unterstützt.

Wiesen für den Schutz der Artenvielfalt
Neben dem Klimawandel ist das voranschreitende Artensterben und der damit verbundene Verlust der Biodiversität eine große Herausforderung für uns und unsere Umwelt. Insbesondere am Beispiel der Insekten, die in ihrer Artenvielfalt und Häufigkeit sich zunehmend im Rückgang befinden, wird die Tragweite des Biodiversitätsverlusts greifbar. Insekten übernehmen zahlreiche ökologische Schlüsselfunktionen, wie zum Beispiel die Bestäubung von Pflanzen oder den Abbau von pflanzlichem Material. Gleichzeitig sind sie ein wichtiges Glied in der Nahrungskette, sodass durch ihr Schwinden beispielsweise Vögel und Fledermäuse weniger Nahrung finden. Insekten sind auf naturnahe Bereiche, Strukturvielfalt und oft auf spezifische heimische Wildpflanzen angewiesen, die durch intensive Bewirtschaftung, Pflege oder Bebauung seltener werden.
Obwohl sie auf den ersten Blick oft unscheinbar wirken können, gelten Wiesen in Mitteleuropa als Hotspots der Biodiversität, da sie – im Gegensatz zu einfachem Rasen – mehr Vielfalt an Blüten aufweisen und darüber hinaus Unterschlupf und Nistmöglichkeiten für Insekten, Amphibien und Säugetiere bieten. Genau solche artenreichen Wiesen sollen in Zukunft auf dem Campus Lichtwiese entstehen und erhalten werden.
Ein Mahdkonzept für den Campus Lichtwiese
Hierfür wurden drei Grünflächen ausgewählt, die im Rahmen eines Pilotprojekts zu Biodiversitätsflächen erklärt wurden. Sie werden fortan insektenschonend mit einer sogenannten Staffelmahd gemäht, bei der eine Hälfte der Wiese als Rückzugsort und Nahrungsquelle für Insekten zunächst erhalten bleibt und zeitversetzt gemäht wird. Außerdem werden Saumstreifen entlang von Gebäuden oder Hecken so entwickelt, dass die Vegetation auch über den Winter stehen bleibt und Möglichkeiten zur Überwinterung und zur Ausbreitung der Insektenpopulationen entstehen. Auch die Vielfalt von Wildkräutern soll durch die Pflegemaßnahmen gefördert werden. Hierfür wurden geeignete Mahd-Zeitpunkte festgelegt und das Mahdgut wird anschließend abgetragen, sodass einer zu starken Anreicherung von Nährstoffen entgegengewirkt wird. Dies ist notwendig, da viele ökologisch wertvolle Kräuter eher magere, also nährstoffarme, Böden zum Wachsen brauchen.
Parallel dazu finden biologische Forschungsarbeiten statt, um das bestehende Inventar an Arten sowie weiteres Potenzial und maßgeschneiderte Maßnahmen zur Förderung der Biodiversität zu identifizieren.
Umsetzung der Maßnahmen
Für die biodiversitätsfördernde und insektenschonende Pflege von Rasen und Wiesen gibt es zahlreiche kleine Maßnahmen, die bereits flexibel von den Gärtnerinnen und Gärtnern der TU umgesetzt werden. Darunter fallen das seltenere Mähen, das Aussparen von Blühinseln oder die Verwendung von insektenschonenderen Geräten. Da unsere Grünflächen verschiedenen Ansprüchen gerecht werden müssen, ist es nicht möglich, die Pflege überall gleichermaßen umzustellen. Aus diesem Aspekt heraus wurde die Projektidee zu den Biodiversitätswiesen geschaffen, bei der die Vielfalt an Pflanzen und Tieren auf ausgewählten Flächen im Vordergrund stehen und durch passgenaue Pflegemaßnahmen verbessert werden soll. Die drei Flächen befinden sich im Norden und im Süden der Lichtwiese. Neben dem Büro für Nachhaltigkeit sind auch das Dezernat IV für Immobilienmanagement sowie der Fachbereich Biologie und der Botanische Garten an dem Vorhaben beteiligt. Die begleitenden Forschungsarbeiten untersuchen die Entwicklung der Flächen und bilden die Grundlage für die Pflegepläne.
Schafe als Landschaftsgärtner


Unter diese Pflegemaßnahmen fällt nun auch eine Herde an Schafen, die auf der Lichtwiese als besonders umweltschonender Rasenmäher zum Einsatz kommt. Neben der Entfernung des Aufwuchses bringt die Beweidung durch die Schafe eine Reihe an Vorteilen mit sich, die die Biodiversität noch weiter stärkt: Schafe fressen selektiv und ungleichmäßig, sodass sie nicht nur dominante Arten zu Gunsten konkurrenzschwacher Arten ausdünnen, sondern auch abwechslungsreiche Strukturen auf der Wiese hinterlassen, was Lebensräume für verschiedene Arten schafft. Sogar der Dung der Schafe hat einen Nutzen, da Nährstoffe auf natürliche Weise recycelt werden und eine Lebensgrundlage für viele weitere Insekten wie Mistkäfer bieten. Darüber hinaus verursacht die Schafsbeweidung deutlich weniger CO2-Emissionen als die maschinelle Mahd und stellt sicher, dass die Flächen naturnah gepflegt werden.